Tokenisierung und Blockchain
Ganz allgemein ermöglicht die Blockchain-Technologie die dezentrale Speicherung von Informationen. Durch diese dezentrale Speicherung wird sichergestellt, dass die gespeicherten Daten nicht manipuliert werden können. Unter Tokenisierung versteht man die Nutzung der Blockchain-Technologie zur Abbildung von rechtlichen Zuständen und Verträgen, die dadurch auch handelbar gemacht werden.
Beispielsweise kann man eine Immobilie durch den Verkauf von Tokens finanzieren, die Token-Käufer würden im Gegenzug an den laufenden Einnahmen bzw. dem Verkaufserlös beteiligt werden.
Die Blockchain stellt aber nicht nur die Basis für die Abbildung der Rechte und Pflichten dar, sondern unterstützt auch bei der Verwaltung der Anleger und bei der Organisation von Zahlungen.
Zusammenspiel von Kryptowährung und Tokenisierung
Nach wie vor gibt es viele Menschen, die Vorbehalte gegenüber Kryptowährungen haben. Obwohl sowohl Kryptowährungen als auch die Tokenisierung als technische Basis die Blockchain nutzen, handelt es sich in der Regel aber um zwei völlig abgetrennte Bereiche. Ein Immobilienprojekt, dass beispielsweise auf der Ethereum-Blockchain tokenisiert wird, hat also an sich nicht mit der Kryptowährung Ethereum zu tun.
Tokenisierung – etabliertes Finanzinstrument?
In der Vergangenheit war es überwiegend Pionierarbeit hinsichtlich rechtlicher Grundlagen und einer schrittweisen Aufbereitung des Marktes. Dennoch nehmen wir aktuell eine verstärkte Nachfrage für (steuer-) rechtliche Beratung im Hinblick auf Tokenisierung war und am Markt sind auch schon einige Projekte verfügbar.
Möglichkeiten der Finanzierung
Wegen der Kostenvorteile der Blockchain, ermöglicht die Tokenisierung die Emission von kleinteiligeren Finanzinstrumenten. Dadurch können maßgeschneiderte Finanzinstrumente geschaffen werden, die auf den jeweiligen Einzelfall angepasst werden können. Möchte beispielsweise ein Unternehmen die wirtschaftlichen Chancen und Risiken einer neuen Produktlinie mit Anlegern teilen, kann dies bei der Gestaltung des Tokens berücksichtigt werden. Zum Beispiel können 60% der anfänglichen Kosten durch Tokens finanziert werden und im Gegenzug dafür 60% der Überschüsse an die Tokeninhaber ausgeschüttet werden.
Es sollte aber auch bedacht werden, dass mit der Gestaltungsfähigkeit auch Risiken verbunden sind. Es muss daher vorab klar definiert werden, welche steuerlichen, bilanziellen, wirtschaftlichen, rechtlichen und organisatorischen Ziele die Tokenisierung erfüllen soll.
Alternatives Finanzierungsmodell in Zeiten der Zinswende
Rechtlich betrachtet bildet Tokenisierung bereits bekannte Finanzinstrumente, wie beispielsweise Genussrechte oder nachrangige (Wandel-) Darlehen ab. Das spannende ist jedoch, dass durch die Flexibilität in der Gestaltung bzw. der Kostenvorteile neue Anlegerschichten angesprochen werden können. Ein aktuell relevantes Beispiel wären hier Mieter, die durch Tokens in die Errichtung einer Solaranlage am Dach des Hauses investieren können und gleichzeitig durch den erzeugten Strom profitieren. So kann Tokenisierung nicht nur als Finanzierungs-, sondern auch als Marketinginstrument dienen.
Steuerliche Optimierung durch Tokenisierung
Steuerlich betrachtet kann Tokenisierung als eine Weiterentwicklung des Crowdinvesting angesehen werden. Crowdinvesting war aus steuerlicher Sicht wenig interessant, da einerseits die Erträge zum Einkommenssteuersatz von bis zu 55% versteuert werden mussten und andererseits die Versteuerung von jedem Anleger selbst in der Steuererklärung aufgeschlüsselt werden musste.
Durch die Tokenisierung werden aus steuerlicher Sicht kleinteilige Wertpapiere geschaffen, für die die KESt von fix 27,5% anfällt. Darüber hinaus entfällt auch die Notwendigkeit einer Steuererklärung, da diese kleinteiligen Wertpapiere endbesteuert sind.
Veränderungen der letzten 12 Monate
Besonders im immobiliennahen Bereich hat das Thema durch den Start einiger Unternehmen an Bedeutung gewonnen. Da Tokenisierung aber nicht nur bei Immobilien, sondern allgemein als Finanzierungsinstrument eingesetzt werden kann, hat sich die Zahl der potenziellen Emittenten erhöht.
Ebenso ist ein größeres Verständnis für die Materie spürbar. Vor 2 Jahren war der Hauptfokus der Erklärungen bei Vorträgen sicherlich bei den Grundlagen der Tokenisierung, während sich der Fokus in der jüngeren Vergangenheit stärker in Richtung der steuerlichen und wirtschaftlichen Gestaltungsmöglichkeiten von Tokenisierung verlagert.
Tokenisierung 2023
Betrachtet man die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich steigender Zinsen, erhöhte Eigenmittelvorschriften und den marginalen Anstieg von Anlagezinsen bietet Tokenisierung eine spannende Möglichkeit sowohl für Anleger als auch Unternehmen. Unternehmen könnten beispielsweise versuchen die Eigenmittelbasis durch die Ausgabe von eigenkapitalnahen Finanzinstrumenten zu erhöhen und hierfür die Kunden als Investoren ansprechen. Gleichzeitig ergibt sich für die Investoren bzw. Kunden die Möglichkeit von höheren Renditen zu profitieren und dabei einen Teil der Ausgaben „zurück zu verdienen“.
ISUS Tipp
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Autor
Florian Petrikovics
Experte für Tokenisierung & PropTech
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